Schweizerische Gesellschaft
für bedrohte Sprachen

Feldforschung in Peru
Juni–Juli 2019

Johanna Schick

Für einen zweimonatigen Feldforschungsaufenthalt bin ich im Juni und Juli 2019 in das Amazonasgebiet in Peru gereist, um dort Daten zum Erstspracherwerb in Shipibo-Konibo zu erheben. Das Ziel meines Aufenthaltes bestand insbesondere darin, Daten für meine Masterarbeit zu sammeln. Gleichzeitig durfte ich jedoch auch bei der Durchführung einer Longitudinalstudie mithelfen.

Shipibosprecherin mit Enkelkind Das Dorf Callería
Eine Oma mit ihrer Enkeltochter (links) | Das Dorf Callería (rechts)

Um dies umzusetzen, reiste ich in die Shipibo Communidad Callería, eines der zahlreichen Dörfer, welche sich entlang des Ucayali Flusses befinden und verschiedene Shipibo Gemeinschaften beherbergen. Das Dorf liegt ca. fünf Bootsstunden von Pucallpa, der nächstgelegenen Stadt, entfernt und wird von ca. 300 Personen bewohnt.

Unterkunft im Dorf Shipibosprecherin mit Enkelkindern
Meine Unterkunft im Dorf (links) | Eine Oma passt auf ihre Enkelkinder auf (rechts)

Shipibo-Konibo ist eine bereits dokumentierte Sprache, welche zur Familie der Pano-Sprachen gehört und im zentral-östlichen Teil Perus im Ucayali River Valley gesprochen wird. Die Anzahl der Sprecher wird auf ca. 26'000 geschätzt, wobei ein Grossteil der Sprecher bilingual ist und sowohl Shipibo-Konibo als auch Spanisch spricht. Obwohl die Sprache bereits einigen linguistischen Untersuchungen unterzogen wurde, ist der Erwerb der Sprache bisher weitestgehend unerforscht.

Local Communal Shipibosprecherin mit Sohn
Abends trifft man sich vor dem Local Communal (links)
Eine Mutter mit ihrem zweijährigen Sohn (rechts)

Meine Datenerhebung bestand insbesondere aus der Aufnahme von Videomaterial von Kindern zwischen 10-24 Monaten. Im Rahmen der Longitudinalstudie nehmen zusätzlich Kinder im Alter von bis zu vier Jahren an den Aufnahmen teil. Auch das Erheben von soziolinguistischen Daten war Teil der Datenerhebung. Die Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern habe ich äusserst positiv wahrgenommen. Da ich während meines Aufenthaltes bei einer Familie aus dem Dorf wohnte, zu der ein dreijähriges Kind gehörte, konnte ich insbesondere mit der Hilfe der Mutter schnell auf weitere Mütter zugehen und sie für die Teilnahme an den Aufnahmen gewinnen. Die Familien waren insgesamt sehr offen gegenüber dem Projekt und zeigten grosse Motivation, an den Aufnahmen und Befragungen teilzunehmen.

Hafen in Pucallpa Alligator in einer Falle
Der Hafen in Pucallpa: hier beginnt die Bootsfahrt nach Callería (links)
Ein Alligator wurde mithilfe einer Falle gefangen (rechts)

Der Gesamteindruck meines Aufenthaltes fällt somit insgesamt äusserst positiv aus. Ich konnte sämtliche Ziele erreichen und blicke auf eine ereignisreiche Zeit zurück, die mir den Einblick in eine aussergewöhnlich interessante Kultur ermöglichte. Die gesammelten Daten sind sehr vielversprechend und bilden ein reichhaltiges Fundament für die bevorstehende Analyse.